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Auf ein Käffchen in Joure

Joure, 02. August - 04. August 2016

Auf dem Weg nach Joure fahren wir zwar wieder übers Sneekermeer, aber diesmal auf einer anderen Route auf der wir zunächst über sehr kleine Kanäle fahren. Es heißt also wieder Flachwasseralarm und ein weiteres Mal lernen wir, dass nicht die Seekarte mit ihrer Betonnung stimmt, sondern die Wirklichkeit. So wie es auch manchmal hilft in den Himmel zu schauen, anstatt die Wetter App zu checken 😏 Als wir das Sneekermeer erreichen, rollen wir zunächst die Rollfock aus, während Sabine ein weiteres Stück unserer LeLa poliert. Da wir kreuzen müssen und auf dem einen Bug mehr Strecke verlieren als das wir welche gut machen, setzen wir auch das Großsegeln und schon Rauschen wir gen Joure.
Als Helen wach wird ziehe ich sie an und bleibe dann aber mit ihr im Salon. Wir schieben etwas zu viel Lage und hier drinnen läßt es sich ungestörter Spielen und besser die Banane verputzen. 
Irgendwann holen wir die Segel ein, da wir weiter kreuzen müssten und die Fahrrinne aber etwas zu schmal wird. Kurz danach biegen wir auch schon nach links ab und durchfahren eine ganz kleine offen stehende Schleuse, die Schleuse nach Joure. Die restliche Fahrt geht vorbei an Traumvillen, eine schöner als die andere und Wassergaragen, in denen das Boot geschützt und überdacht, aber im Wasser liegt. Kurz vor Joure hilft Helen Papi beim Navigieren, in ihrem chicen Hoodie, ein Geschenk von Oma und Opa. Eines unserer Lieblingsoutfits, danke nochmal dafür!
Der Passantenhaven von Joure gefällt uns auf Anhieb. Er ist zwar groß, aber trotzdem gemütlich. Es gibt eine wunderschöne Brasserie, die Helen und ich sofort nach dem Anlegen erkunden, der Park ist direkt nebenan, die Stadt nicht weit entfernt und es gibt zum ersten Mal Gänse. Eine ganze Schar von Gänsen schwimmt um unser Boot rum und entlocken Helen begeisterte Quitschlaute.
Heute ist ein denkwürdiger Tag! Sabine ißt zum ersten Mal, aus purer Liebe zum Skip, Erbsensuppe! Ihr könnt das wahrscheinlich nicht nachvollziehen, aber die letzten Jahrzehnte war das ein No go! Keine Chance. Aber Tom hat sich so darauf gefreut, dass ich irgendwann über meinen Schatten gesprungen bin und siehe da, sie schmeckt sogar. Naja, wenigstens ein bisschen! Man lernt ja nie aus. 
Zur Belohnung spazieren wir danach, mit Helen in der Manduca, nach Joure, machen ein wenig Sightseeing und essen alle ein großes Eis. 
Am nächsten Morgen, welch Überraschung, regnet es mal wieder ein wenig! Uns ist es egal. Für den Nachmittag meldet der höchst zuverlässige Wetterbericht Sonne, also können uns die paar Tropfen am Vormittag nichts anhaben. Wir frühstücken "in Ruhe", müssen Helen nur immer wieder vom Heck weg ziehen, denn da ist der einzige Platz in der Plicht, der nass ist. Und ihr kennt das ja mit Kindern, sie wollen immer das haben bzw. dort hin wo sie nicht hin sollen. Helens Boxenstop nutzt Sabine und poliert unsere dreckigen Fender. Das haben wir vor ein paar Tagen in einem anderen Hafen gesehen und mein erster Gedanke war "Nä, wat sind die beklopp". Seitdem geht mir dieses Bild aber nicht mehr aus dem Kopf und da es eh regnet nutzte ich die Gunst der Stunde. Keine 40min später hängen vier blitzeblank polierte Fender an der Seereling und ich sitze grinsend in der Plicht.
Nach Helens Mittagsschlaf machen wir uns auf Richtung Joure. Alle Orte die wir in den nächsten und unseren letzten Tagen anlaufen werden, sind sehr viel kleiner und bieten dementsprechend nicht so gute Shoppingmöglichkeiten. Wir brauchen aber noch drei Geschenke: zum einen etwas für den neuen kleinen Erdenbürger Mattias und zum anderen für unsere lieben Haushüter, Omi Pat und unsere Nachbarn. Ein super Gefühl so zuverlässige liebe Menschen zu Hause zu haben! Es dauert etwas bis wir das Passende gefunden haben. Helen ergattert derweil ihr erstes geschenktes Weckchen in einer Bäckerei und läßt dieses auch nicht mehr los. Jeder Krümmel wird genüßlich verspeist. Diese Energie benötigt sie auch für unseren Rückweg, denn den muss sie krabbeln, bzw. laufen. Wir sind so voll bepackt mit Geschenken und Lebensmitteln, dass für unseren Krabbelkäfer kein Platz mehr im Kinderwagen ist... 😉
Wir entschließen uns also, dass Tom mit den Einkäufen voraus geht und wir zwei in Helens Tempo hinterherdackeln. Und das kann dauern, so viel gibt es am Wegesrand zu entdecken: der erste Springbrunnen, Teich mit Entengrütze und Steine auf dem Boden.
Zurück an Bord sieht es aus als wär eine Bombe eingeschlagen, wohin nur mit den ganzen Sachen? Mitten in diesem Chaos steht Helen am Niedergang und ich denke mir noch "Ob sie da wohl irgendwann mal runter fällt?". In der nächsten Sekunde gibt es einen ohrenbetäubenden Knall, ein scharfes Einatmen, ein "Oh, Scheiße" von mir und danach einen gellenden Schrei! Da ihre Stuhlhalterung nicht im Niedergang eingesteckt war, konnte sie sich nicht so gut festhalten und ist kopfüber nach unten gefallen. Der Schreck sitzt tief, bei uns allen. Da sie aus dem Mund blutet checken wir zu allererst ob alle Zähne noch da sind. Glück gehabt, alle noch da. In Windeseile ist die Lippe dick angeschwollen, aber genauso schnell haben wir auch die Arnica Globuli und eine kalte Bierdose hervorgeholt. Es dauert etwas bis wir uns alle beruhigt haben. Als Trostpflaster gibt es zum Abendessen Kartoffeln mit Goulasch und Erbsen und Möhren. Wir haben so viele Kartoffeln geschält, dass wir uns fragen, wer das alles essen soll? Aber, kein Problem, Helen hat ein neues Lieblingsessen entdeckt, so dass wir am Ende leer gekratzte Töpfe spülen. 
Für den kommenden Tag ist viel Wind und am Vormittag Regen vorhergesagt. Also kein Grund zur Eile. Als die Jourer Enten ihr täglich Brot bekommen haben, alles sicher verpackt ist und Helen vorne im Vorschiff vor sich hin schnarcht legen wir gemütlich ab. Bei Fisselregen geht es wieder vorbei an den schönen Häusern, in Richtung Heeg. Keine zwei Stunden würde dies normalerweise dauern, empfinge uns unterwegs nicht ein "Ungewollter Logenplatz"...
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