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19/01 - Welcome to Zeeland

Bruinisse - Brouwershaven - Archipel - Mosselbank - Bruinisse, 22. April - 01. Mai 2019

Endlich geht's los! Die neue Saison steht vor der Tür, doch ein tubulentes Wochenende gilt es noch zu überstehen... Gerade ist der Skipper von letzen Job aus Shanghai zurück, liegt er 2 Tage flach. Zu allem Überfluss stürzt Helen am Ostersonntag so unglücklich mit ihrem Laufrad, das sie mit Tatütata ins Krankenhaus kommt... Eigentlich soll unsere LeLa 2 Tage später ins Wasser...


Bruinisse

Montag, 22. April - Mittwoch, 24. April

 

Des Skippers Magen hat sich fast erholt und Helen durfte nach ambulanter OP und einigen Stunden Kontrolle wieder nach Hause. Dem Plan, am Ostermontag  gemütlich nach Bruinisse zu fahren, steht nun doch nichts mehr im Wege. Nochmal Glück gehabt.

 

Am Mittag rollt LeLa  aus der Halle in Dormagen und gegen 16 Uhr steht das Gespann bereits vor dem Hafentor. Die Anmeldung im Hafenbüro und Übergabe von Zugangskarten etc. läuft superfreundlich und reibungslos! Einen großen Dank an das Hafenteam von Bruinisse!!! Anschliessend wird der Skipper erst mal mit einem kalten Bierchen von Kirstin, Henning und Mattis begrüsst! Erfreulicherweise sind unsere Segelfreunde aus Saarbrücken auch gerade in Bruinisse, quasi auf der Durchreise...

 

Danach wird der neue Liegeplatz gecheckt und LeLa zum Krantermin am folgenden Morgen um 8:00 Uhr klargemacht. Dies geht mittlerweile recht zügig, so bleibt am Abend noch etwas Zeit für ein paar Drinks an Bord der Lymari, bevor ich in meine gemütliche Koje krieche.

 

 

Am folgenden Morgen muss der Skipper früh raus... Der Wecker klingelt um 6:00 Uhr, doch der Blick über den Hafen entschädigt den frühen Schlafabbruch. Henning kommt um kurz vor 8  mit frischem Kaffee und Frühstücksschnitte. Das kam mir sehr gelegen, bin ich doch vor dem Kranen immer etwas nervös, dass ich schlicht vergesse mir eine kleine Stärkung vorzubereiten. Klar, man könnte sagen, dass ich das nun schon zum vierten Mal mache, jaja... Aber irgendwie ist es dennoch immer wieder aufregend! Hab ich alles Werkzeug zum Mastsetzen parat? Liegen Mastbolzen und Ersatzbolzen für die Wanten griffbereit, aber so dass sie nicht versehentlich ins Wasser fallen können. Hoffentlich springt der Motor an? Und so weiter...

Doch wie so oft, mache ich mir zu viel Gedanken. Es soll auch andere Leute geben, die gelegentlich Boote kranen... Ausserdem steht Henning zur Hilfe bereit! Wenige Augenblicke später schwimmt LeLa mit gestelltem Mast am Kai von Jachtservice van Sway, der Motor des Krans verstummt und unser Aussenborder tuckert wie ein Schweizer Uhrwerk. Siehste Stoecker, geht doch!

 

Den Rest des Tages verbringe ich in Ruhe damit, das Boot segelklar und bewohnbar zu machen, bevor ich mit Vorbecks am Abend nach Zierickzee fahre um dort eine leckere Pizza zu vertilgen.

 


Leider erreicht mich an diesem, eigentlich entspannten und sonnigen Tag, die erschütternde Nachricht, das mein lieber Freund Horst tödlich verunglückt ist. Genau vor 3 Jahren hat er mir dabei geholfen, LeLa zum ersten Mal zu Wasser zu lassen und seit vielen Jahren haben wir z.T. beruflich, als auch privat, u.a. auf Segeltörns in Kroatien, viele tolle, lustige und sehr wertvolle Momente erlebt.

Hotte, ich vermisse dich und ich werde deine ganz besondere Art die Welt zu sehen und zu bereisen stets im Herzen behalten!


Mittwochvormittag wird noch ein wenig am Boot gebastelt. Ein paar Kleinigkeiten gibt es ja immer zu Schrauben, zu Kleben und zu Räumen. Dann kommt endlich der große Moment, auf den sich der Kapitän schon so lange gefreut hat. Das neue Dinghy wird aufgeblasen! Nun können die Mädels kommen.

 

Zur Indentifizierung flattert alsbald  die große Südafrika-Tierflagge im Masttop und man schickt sich gegenseitig lustige Bilder von der Fahrt und dem Empfangskommitee im Hafen. Pünklich, exakt formuliert, sekundengenau, kommt zur Ankunft meiner Damen ein Regenschauer vom Himmel, wie er im Lehrbuch der Regenkundler steht... Hatten wir das nicht schon einmal...?

 

Genauso schnell wie die Regenfront aufgezogen ist, verzieht sie sich jedoch auch wieder. Einziger Nachteil: da ich "nur kurz" meine Mädels vom Parkplatz abholen wollte, habe ich die Steckschoten natürlich nicht eingesteckt, schließlich ist das Sonnendach auch noch aufgespannt. Es stürmt aber während des Regens so stark, dass die Plicht mit allen Polstern und zum Teil auch der Salon nass ist. Große Begeisterung auf 2 qm Lebensraum: die Polster trocknen bis zum nächsten Tag. Davon lassen wir uns aber nicht unterkriegen, sondern packen schnell das nötigste aus und gehen danach mit Kirsten, Henning und Mattis im Hafenrestaurant essen. Wir verbringen einen sehr schönen Abend zusammen, die Pänz spielen, wir genießen das leckere Essen und lassen den Abend mit schlafenden Mäusen auf dem Schoß auf der Lymari ausklingen.

 


Donnerstag, 25. April

Am ersten Morgen zu dritt wird zunächst in Ruhe gefrühstückt. Im netten, kleinen Hafensupermarkt gibt es neben Allem, was man so braucht auch einen leckeren, handgemachten Kaffee Latte und frisch gebackene Brötchen aller Art, nebst vorzüglichen Croissants.

 

Nachdem wir Vorbecks verabschiedet haben -  ja, sie müssen leider schon nach Hause - verbringen wir den Tag ganz entspannt im Hafen, fahren Einkaufen, machen ein Mittagsschläfchen, Malen, Basteln und zocken zwischendurch "UNO junior". Wir sind sehr froh alle gesund und munter auf unserer LeLa zu sein.

 


Bruinisse - Brouwershaven

Freitag, 26. April - Samstag, 27. April

 

Nun packt uns aber die Reiselust, wir packen das Dinghy ein und werfen die Leinen los. Bei schönem Segelwind geht es in Richtung Nordwest mit Ziel Brouwershaven.

 

Der erste Segelschlag des Jahres ist stets etwas Besonderes, zeigt sich doch erst dann, ob auch bei Wellen und Lage alle an Bord neu installierten Teile funktioniern und halten. Alles ist fest und dicht und ganz besonders große Freude haben die Steuerleute natürlich an dem neuen Ruderlager!!! Der Wind nimmt in Höhe der Insel Stampersplaat deutlich zu und wir sind froh, als wir das Fluttor durchfahren und am späten Nachmittag bei herrlichem Sonnenschein, aber durchaus wenig frühlingshaften Temperturen in Brouwershaven einlaufen. Tief im Stadthafen legen wir uns längs an den Passantensteg und tun was? Natürlich, wir werfen den Grill an. Im Winterlager wurde in LeLas Heck zu diesem Zweck eine Gassteckdose montiert, so dass wir nun auch zum Grillen am internen Gasnetz hängen.

 

 

Samstag 27. April

Es ist kalt und windig in Brouwershaven. Sehr kalt für unseren Geschmack. Da wir bekennende Warmduscher und Frostbeulen sind, verbringen wir also den Vormittag mit Heizöfchen im Dauerbetrieb auf der LeLa und basteln, spielen und lesen. Zur zweiten Tageshälfte stecken wir unsere Nasen dann Dick eingepackt in den Wind und erkunden das beschauliche Örtchen. Heute ist Königstag in den Niederlanden und da sich die Holländer bekanntlich nicht vom schlechten Wetter abschrecken lassen, wird an diesem Tag auch in Brouwershaven kräftig gefeiert. Auf dem Marktplatz ist ein Zelt mit Musik und Kinderaktivitäten aufgebaut. Wir machen einen Spaziergang durch die süßen Gassen, gehen ein paar Lebensmittel einkaufen und verirren uns in die zwei drei Shoppingläden die es am Platz gibt - ein Shoppingparadies scheint das hier nicht zu sein. Danach stärken wir uns mit einem Ijsje - das geht bei jedem Wetter - und entern den Spielplatz. Abends gehen wir sehr lecker in einem kleinen "französischen" Restaurant essen und ich mache Bekanntschaft mit dem vorzüglichen Zeekraal, ein Gemüse, dass im Bereich des Wattenmeeres wächst.

 


Brouwershaven - Archipel - Bruinisse

Sonntag, 28. April

Am nächsten Tag ist es zwar nicht minder kalt, aber dafür hat der Wind deutlich nach gelassen. Wir entschließen uns den Tag als kleine Robinson Crusoe zu verbringen und die schönen Inseln des Grevelinger Meeres zu erkunden. Von Brouwershaven aus machen wir einen kleinen Schlenker Richtung Osten und segeln an dem üblichen Sonntagsregattafeld vorbei. Helen entdeckt irgendwann eine kleine Insel. Kurzentschlossen holen wir die Segel runter und steuern das Archipel, so heißt diese Insel tatsächlich, an. Was für ein kleines Paradies: überall gibt es Stege zum anlegen, die Insel ist komplett geschützt, es gibt einen kleinen Strand der flach ins Wasser geht und das Wasser ist so klar, dass wir auf den Boden schauen können. Wir entdecken Krebse, Anemonen die sich sachte im Wasser hin und her bewegen und Quallen und wir sind total begeistert. Neugierig läßt sich Helen alles erklären und zeigen.

 

 

Nach einem herzhaften Mittagssnack werfen wir die Leinen los, was wären wir gerne hier geblieben und hätten auf dem Archipel übernachtet und machen uns auf Richtung Bruinisse. Ohne elektrisches Heizöfchen geht es bei den aktuellen Temperaturen leider überhaupt nicht.

 


Bruinisse - Mosselbank - Bruinisse

Montag, 29. April

Am nächsten Morgen scheinen wir einen Flug durch Zeit und Raum gemacht zu haben - der Himmel ist strahlend blau, die Sonne scheint und wir haben sommerliche Temperaturen. Wir können unser Glück kaum fassen und entblättern nach dem Frühstück eine Kleidungslage nach der anderen. In kurzer Hose tuckern wir Mittags über das spiegelglatte Grevelinger Meer hinüber zur Mosselbank, um dort den restlichen Tag zu genießen und ein wenig mit unserem Dinghy zu fahren. Als dieses aufgepumpt ist ziehen nicht nur dunkle Wolken auf, sondern wie angeknipst auch der dazugehörige Wind. Ein über die andere Kleidungslage wird also wieder übergezogen. Davon lassen wir uns aber nicht abschrecken, sondern paddeln fleißig gegen den Wind an. Leider nimmt dieser immer mehr zu und genauso warm wie der Tag gestartet ist, genauso kalt scheint er zu Enden. Irgendwann sitzen wir frierend unter unseren Wolldecken im Salon und sind etwas ratlos, wie wir hier wieder weg kommen: da wir bei absoluter Windstille angelegt haben, haben wir auch nicht auf die Windrichtung geachtet. Nun liegen wir quasi auf Legerwall und der Wind drückt uns kräftig gegen den Steg. Hinter uns liegt ein großes Plattbodenschiff, so dass wir uns auch nicht nach hinten weg ziehen können. Zum übernachten ist es aber viiiiel zu kalt, so dass wir keine andere Wahl haben als hier irgendwie los zu kommen. Ich sehe bereits die größten Kratzer im Rumpf vor mir, kann ich mir doch überhaupt nicht vorstellen, dass ein Ablegemanöver unfallfrei funktionieren kann. Tom und ich sprechen jeden Schritt durch. Zum Glück haben wir ein paar Meter nach hinten Platz, so dass wir uns möglichst weit zurück ziehen, um nach vorne etwas mehr Platz zu haben. Tom zieht das Heck maximal ran, während ich versuche den Bug so weit und kräftig wie möglich wegzustoßen. Unter Volldampf schießen wir mit nur einigen Zentimetern Abstand an unserem Stegnachbarn vorbei und schaffen es tatsächlich ohne Blessuren abzulegen. Man muss auch einfach mal Glück haben!!! Eine halbe Stunde später sitzen wir gemütlich in unserem wohlig warmen Salon und feiern ...

 


Bruinisse

Dienstag, 30. April - Mittwoch 01. Mai

Was wir gestern nicht mehr paddeln konnten, holen wir heute im geschützten Hafen nach. Der Skipper strahlt übers ganze Gesicht und auch Helen ist glücklich. Nachdem wir der Lymari einen Besuch abgestattet und uns Mittags gestärkt haben wollen wir den restlichen Tag damit verbringen Zeeland per Auto zu erkunden.

 

 

Da Helen nach kürzester Zeit tief und fest im Auto schläft genießen wir die Wärme des Volvis und fahren einfach immer weiter nach Westen. Einen richtigen Plan wohin wir wollen haben wir eigentlich nicht, so dass wir sozusagen bis zum Ende von Holland fahren: nach Vlissingen. Dort bewundern wir die Seeschleuse und die Hafenmanöver der Schlepper sowie den Schiffsverkehr auf der Westerschelde. Kurz vor Ladenschluss stürmen wir noch den ortsansässigen HEMA und machen uns dann auf die Suche nach einem Eetcafe am Strand. Ich übernehme ausgestattet mit Google Maps die Navigation und lotse Tom zum Strand. Als wir die vielen Treppen über die Dünen endlich hinter uns haben freue ich mich wie eine Schneekönigin endlich am Strand zu sein. Endlich! Irgendwie ist ein Hollandurlaub nicht komplett wenn man nicht am Strand war. Wir nehmen Helen an die Hand zwischen uns , rennen los und rufen "Auf die Plätze - fertig - los - Wer zuerst am Wasser ist..." Keine drei Schritte weiter durchfährt mich ein unsagbarer Schmerz im Fuß und ich falle hin. Jeder Versuch danach aufzutreten scheitert und ich schicke die beiden erstmal zum Wasser in der Hoffnung, dass ich nur ein paar Minuten pausieren muss und dann alles wieder gut ist. Dem ist leider nicht so. Tom und eine nette Holländerin tragen mich halb vom Strand und als wir endlich im Eetcafe sitzen fühle ich mich als wäre ich einen Halbmarathon gelaufen. Das Essen ist sehr lecker aber leider regeneriere ich mich auch während dieser längeren Pause nicht. Das Ende vom Lied: ich schaffe es irgendwie die gefühlt 500 Stufen über die Düne, wir fahren in Vollspeed zurück nach Bruinisse und Tom fährt mich im Gepäckwagen zum Boot. Als ich endlich mit Ibuprofen vollgepumpt im Bett liege schlafe ich sofort ein. Jedes Mal wenn ich Nachts wach werde denke ich kurz "Hey es ist alles wieder gut" aber wenn ich die Zehen bewege ändert sich das schnell. Kurz und knapp: wir fahren am nächsten Tag alle gemeinsam mit dem Volvi zurück nach Hause und lassen meinen Wagen im Hafen stehen. Beim Krankenhausbesuch bestätigt sich dann leider mein Verdacht: Zeh gebrochen! Wie man das im Sand schafft ist mir bis heute ein Rätsel...

 


Der Kurztrip zum Strand wirft unsere Pläne für die nächsten Wochen gehörig durcheinander: zum Glück darf ich Homeoffice machen und unsere lieben Nachbarn nehmen Helen mit in die Kita wenn Tom nicht da ist. Unser nächster LeLa Besuch fällt allerdings leider ins Wasser, so dass wir erst Anfang Juni Seeluft schnuppern wenn es wieder heißt: "Happy Birthday kleine Leichtmatrosin ...

 

       

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